Hühner sind sehr aufgeschlossene
und neugierige Tiere. Sie sind mindestens genauso intelligent wie
Säugetiere. Sie bilden meistens ein lineares hierarchisches
System, manchmal aber auch eine Kreis-Hierarchie, in
der Henne A über Henne B steht, B über C, aber C wiederum über
A. Beide Systeme habe ich in meiner über dreißigjährigen
Erfahrung mit Hühnern schon erlebt. Eine gute oberste Henne ist
Gold wert für ein gutes Stallklima.
Freundschaftsbeziehungen zu anderen Hühnern sind ihnen wichtig,
wobei es meistens zwei Hennen sind, die sich besonders gut
anfreunden. Ich habe oft erlebt, dass eine Henne gleich hinterher
stirbt, wenn ihre beste Freundin gestorben ist. Ihre Trauer ist
im Fall einer näher stehenden Henne, wie z. B. einer Schwester,
mit der man aufgewachsen ist, intensiver. Hühner sind sehr
emotional und reagieren oft eifersüchtig, insbesondere wenn neue
Hennen dazu kommen, die sie zunächst als Konkurrenz empfinden.
Es kam mehrmals vor, dass eifersüchtige Hennen kurzfristig das
Legen einstellten. Hühner lieben und hassen sich, kümmern sich
aufopferungsvoll um ihre Kinder und passen aufeinander auf. Sie
putzen sich gegenseitig, wenn es erforderlich wird. Sie mögen es,
Sonnenbäder zu nehmen und scharren mit Vorliebe im Erdreich,
immer auf der Suche nach neuen Entdeckungen. Hühner können sich
sehr aufregen. Sie hören gern Musik. Es gibt schüchterne und
freche Hühner. Viele fordern Streicheleinheiten (Rückenmassagen)
an und schauen mich entsetzt an, wenn ich es nach einer halben
Stunde wage, damit aufzuhören. Hühner verständigen sich
untereinander und kommunizieren auch mit mir. Sie können mich
auch ausspielen. Sie haben ein ungeheures Gedächtnis. Sie
erkennen ihre Namen. Jedes Huhn ist ein Individuum mit einer
ausgeprägten Persönlichkeit.
Langsam, aber sicher befassen sich die Forscher mit dem Verhalten
von Hühnern. Die folgenden Informationen über einige dieser
Forscher habe ich der Homepage peta.de (Unterseite: Das
unbekannte Leben der Hühner) entnommen und zusammengefasst.
- Tierverhaltensforschers Dr. Chris Evans ist der
Leiter des Labors für Tierverhaltensforschung an der Macquarie
University in Australien ist und hält Vorlesungen zu seiner
Arbeit mit Hühnern. Er ist der Meinung, dass Hühner so schlau
wie Säugetiere sind und z. B. verstehen, dass kürzlich
versteckte Gegenstände noch vorhanden sind. Ihre Fähigkeiten
gehen über die eines Kleinkindes hinaus. Er sagt: "Bei
Konferenzen erlaube ich mir manchmal, diese Eigenschaften
aufzuführen, ohne dabei zu erwähnen, dass es sich um Hühner
handelt, und die Leute denken dann, ich rede von Menschenaffen.
- Dr. Joy Mench, Professorin und Leiterin des Center for Animal
Welfare an der University of California in Davis erklärt: "Hühner
zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Denn darum geht es bei
der Pickordnung. Sie können mehr als hundert andere Hühner
erkennen und sich an sie erinnern. Sie verfügen über mehr als
dreißig Arten an Verständigungslauten."
Dr. Lesley Rogers, eine Professorin für Nervenkunde und
Tierverhalten in Australien, sagt, dass Hühner über kognitive
Fähigkeiten verfügen, die denen von Säugetieren entsprechen (in:
Rogers, Lesley: The Development of Brain and Behaviour in
the Chicken. New York 1996.).
Dr. Christine Nicol von der University of Bristol erklärt:
"Hühner haben uns gezeigt, dass sie Dinge tun können, von
denen Menschen nicht gedacht hätten, dass sie das könnten.
Hühner sind zweifelsohne tiefgründige Tiere."